Der Betreiber des Fridolin Ecks Udo Ranz Foto: Jann Höfer

Der Ball ist Kölsch

Kölle lävt Fuppes! An den Theken der Kölner Fußballkneipen sind alle gleich. Ein Streifzug durch eine Kneipenlandschaft, die ihres gleichen sucht.

Zugegeben, die Geißbockelf macht nicht an jedem Spieltag die allerbeste Figur auf dem Rasen – aber welche Mannschaft tut das schon? Der Fußballbegeisterung der Kölnerinnen tut das keinen Abbruch. Weder im Stadion und schon gar nicht in den Fußballkneipen der Stadt. Hier wird geschwoft, gejubelt und manchmal auch geweint, an Bundesligawochenenden genauso wie bei großen Turnieren.

Und deshalb gibt’s während der EM im Juni nicht nur den einen Fußballtempel, sondern ganz viele kleine, in denen internationale Fans gemeinsam mit Kölnerinnen feiern und dabei ein schönes Glas Kölsch genießen. Oder zwei.

Das Fridolin-Eck: Fuppes und Herzblut

Et kölsche Jeföhl, da zu sein, wo man Freunde trifft, die man vorher noch gar nicht kannte, das ist es, was die Atmosphäre im Fridolin-Eck ausmacht. Die urige Veedel-Kneipe an der Fridolinstraße im Herzen Neuehrenfelds ist das Reich von Udo Ranz. Und bei Udo ist es eigentlich „immer rappelvoll.“ Klar, es ist noch schöner, wenn die Geißböcke gewinnen, aber auch wenn’s mal danebengeht, gilt bei Ranz: „Zesamme stark blieve“. Im Wohnzimmer Neuehrenfelds dominieren Geselligkeit, Miteinander und Herzlichkeit, ganz egal, welchen Schal man am Spieltag trägt – naja, fast egal. Beim Udo versammeln sich die Ball Enthusiasten. Zum Vorglühen bevor es ins Stadion geht, zum Mitfiebern vorm Bildschirm oder einfach nur zum Mitsingen kölscher Gassenhauer. Das Glas Kölsch kommt auf den Tisch und einen netten Plausch gibt’s dazu – sowieso.

Aber irgendwann war halt Schluss, da habe ich die Abfindung genommen, die sie mir angeboten haben und seitdem stehe ich hinter dem Tresen.

Udo Ranz, Wirt des Fridolin-Ecks

Das Fridolin-Eck und seine Gäste sind für Wirt Udo ganz klar eine Herzensangelegenheit. „Highlights und Anekdoten gibt’s hier jeden Tag“ sagt er, „das wird nie langweilig.“ Ja, wie auch? Ihn störtes auch nicht, wenn Gäste mal einen Döner vom Imbiss um die Ecke mitbringen. Er stellt dann einfacheinen Teller hin, „damit hier keiner unnötig rumsaut.“ Udo macht das hier alles sehr gerne: „Wenn’s keinen Spaß mehr macht, dann hätte ich ja keine Lust mehr auf den Laden. Dann würde ich’s eben einfach bleiben lassen.“

Weil Udo an anderer (Arbeits-)Stelle vor einer Dekade die Lust verloren hatte, übernahm er schließlich das Fridolin-Eck. 25 Jahre lang war er beim Autobauer Ford. „Aber irgendwann war halt Schluss, da habe ich die Abfindung genommen, die sie mir angeboten haben und seitdem stehe ich hinter dem Tresen. Von der Industrie in die Gastronomie zu wechseln, das war für Udo Ranz überhaupt kein Problem: „Schon meine Eltern haben vor knapp 30 Jahren in der Gastro ihr Glück gefunden.“ Quasi von der Pike auf hat er „Kneipe“ gelernt – und seine Gäste lieben ihn, spätestens, wenn sie erleben, wie der 56-Jährige durch die Schankwirtschaft saust: zapfen, schwatzen, umarmen und nebenher miteinstimmen, wenn kölsche Lebensfreude aus heiseren Kehlen dröhnt. Dass mitunter bis zu 100 Leute gleichzeitig zum Fußball gucken in der rustikalen Schankwirtschaft feiern, hat einen Grund: Es ist ansteckend, wenn Ranz zum Mikro greift und den Bläck Fööss-Klassiker „Drink doch ene met!“ schmettert.

Point One: Fußball satt

Die Schlange vor dem Point One an der Venloer Straße in Ehrenfeld ist lang. Schon vor Anpfiff haben sich hier so einige versammelt. Es ist kalt, die Leute wollen rein ins Warme. Und zu Sahin Erdogan. Der Wirt mit türkischen Wurzeln und imposantem Vollbart, zapft in rasender Hast das Kölsch in die Gläser. Längst hat sich über die Grenzen des Veedels hinaus herumgesprochen: „Dieser Jupp ist wohl der beste Köbes der Welt“. Ein echter Ritterschlag, so ein Etikett, zumal Sahin gar kein klassischer Köbes ist. Was Ausdauer beim Zapfen oder das Stämmen der großen Fässer für den Biernachschub angeht, muss er sich nicht hinter den guten Seelen der Kölner Brauhäuser verstecken. Aber im Point One geht es eben nicht nur um Kölsch, sondern vor allem um Fußball: Sahin zeigt fast jedes Spiel, das ist sein Anspruch. Ob der Effzeh spielt oder die Deutsche Nationalmannschaft, Champions League oder 2. Liga – im Point One ist so ziemlich alles zu sehen, was auf einem Fußballplatz stattfindet.

Im Point One werden keine halben Sachen gemacht. Foto: Jann Höfer

Zum Goldenen Schuss: Mehr als nur Fußballkneipe

Die Kneipe Zum Goldenen Schuss an der Antwerpener Straße im Belgischen Viertel gilt besonders bei Studierenden und Mitdreißigern als gute Adresse für einen rauschenden Fußballabend. 13 Jahre ist es her, dass sich Tobias Breit, Friedrich Lindenstruth und ein paar Freunde den Traum von der eigenen Fußballbar erfüllt haben. Seither hat sich ihre Version der Symbiose von Eckkneipe und Club richtig gut entwickelt: Indie-Schick statt Neonreklame. Im „Schuss“ treffen klassisches Fußballgucken und Club-Flair aufeinander. Neben Fuppes gibt es Motto-Partys und DJ-Sets. Und in den Wintermonaten öffnet die Außentheke, an der die Gäste sich mit „Glühwein und Schuss“ versorgen können.

Zum Goldenen Schuss: Eckkneipe trifft auf Club-Flair. Foto: Jann Höfer

Der Stiefel: Fußball im Used-Look

Und dann ist da noch der Stiefel auf der Zülpicher Straße. Die Wirtschaft im Haus Nummer 16 im Kwartier Latäng gibt es schon ziemlich lange. Früher war hier ein Jazzclub, heute bietet Wirt Stefan Freund den Fans alternativer Sounds ein gemütliches Heim mit eigenwilligem Flair, leicht abgerocktem Interieur und Graffiti und Aufklebern an den Wänden. Nicht umsonst diente der Stiefel in der Vergangenheit schon als Kulisse für Filmdrehs.

Ungewöhnlich: In der Fußballbrust des Stiefelwirts schlagen zwei Herzen. Fans des 1. FC Köln sind hier selbstverständlich sehr gern gesehen, Freunde von Borussia Mönchengladbach allerdings ebenso. Letztere vielleicht sogar ein bisschen lieber. Na und? Nur darum geht es doch beim Fußballgucken in Köln, bei Udo, bei Sahin, bei Tobias, Friedrich und bei Stephan: die Liebe zum Spiel und zum Kölsch. Und die Fründe für et Levve.

5 weitere Fuppeskneipen für rauschende Fußballnächte:

  • Gottes Grüne Wiese – Bismarckstraße 53, 50672 Köln, auf Instagram

In dieser Kneipe steht Fußball ganz oben an der Tagesordnung. Egal ob Pokal, Bundesliga, Champions League oder die Spiele der National-Elf – hier wird alles gezeigt. Und wenn vom ganzen Geglotze auf den Bildschirm irgendwann die Birne raucht, lässt man bei einer Runde Tischkicker Dampf ab oder nimmt am gelegentlich stattfindenden Fußballquiz teil.

Die Kölschbar ist eine Mischung aus Bar und Eckkneipe und ist fester Bestandteil der Kölner Kneipenszene. Hier wird Fußball übertragen, Kicker gespielt, aber auch der ein oder andere „Mexikölner“ getrunken. Dabei handelt es sich um die hauseigene Variante des Mexikaner, der es in sich hat.

  • Lotta – Kartäuser Wall 12, 50 678 Köln, Website

Wer neben Fußball auch noch Kopf für Karneval und Musik hat, ist in der Lotta goldrichtig. Die alternative Kneipe in der Südstadt zeigt neben den Spielen des FC Köln auch die Spiele des FC St. Pauli oder Frauenfußball. Wer praktischer veranlagt ist, testet sein Wissen beim monatlichen Kneipenquiz oder stellt sich an den Kickertisch.

  • Hammond Bar – Metzer Str. 25, 50677 Köln, Website

Die Hammond Bar ist ein urig-kölsches Original. Hier schaut man Fußball, aber auch gemeinsam Tatort. Vor großer Leinwand kann Sport-Tippbegeisterter hier Sonntags mit den anderen Gästen auch noch auf den möglichen Täter tippen.

  • Südkurve – Luxemburger Str. 228, 50937 Köln, Website

Wer kein Ticket für die Südkurve bekommen hat, schaut die Effzeh-Spiele am besten bei gemütlichem und urigem Ambiente in der zweitbesten Südkurve der Stadt. Die Kneipe an der überträgt neben den Spielen des 1. FC Köln auch Campions League- DFB-Pokal-Spiele.

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