Filmstill aus dem Film "Realness with a Twist" der britisch-indischen Regisseurin Cass Virdee. Auf der der c/o Pop 2024 wird der Film im Rahmen der Veranstaltung "Kick off Ball" am 27. April im BüZe mit anschließender Diskussion gezeigt. Foto: Dimitri Whitaker
Filmstill aus dem Film "Realness with a Twist" der britisch-indischen Regisseurin Cass Virdee. Auf der der c/o Pop 2024 wird der Film im Rahmen der Veranstaltung "Kick off Ball" am 27. April im BüZe mit anschließender Diskussion gezeigt. Foto: Dimitri Whitaker

c/o pop 2024: Dekonstruktion in Ehrenfeld

Das c/o pop Festival in Köln geht in die 21. Runde. In diesem Jahr gibt es nicht nur ausgefallene Locations, sondern auch einen Bagger Workshop.

Die 21. Ausgabe des Kölner Pop Festivals findet nun schon zum fünften Mal im Kölner Stadtteil Ehrenfeld statt. In diesem Jahr nutzt das Festival auch ausgefallene Locations: Eine Sparkassenfiliale und den Kölner Helios-Turm. Wir haben die Festivaldirektorin Elke Kuhlen im Vorfeld getroffen und mit ihr darüber gesprochen, was in diesem Jahr noch alles anders ist, und worauf sie sich ganz besonders freut.

Elke Kuhlen ist Festival Direktorin von c/o Pop Festival. Außerdem arbeitet sie als Beraterin für popkulturelle Inhalte und ist female DJ. Foto: Moritz Muggenthaler

Redaktion: Letztes Jahr habt ihr das 20. Jubiläum der c/o pop gefeiert. Mit welchen Besonderheiten geht es in die 21. Runde?

Elke Kuhlen: Dieses Jahr setzen wir besonders auf Überraschung, sprich, wir dekonstruieren die Dinge, wie sie normalerweise sind. Zum Beispiel bieten wir „Übernachten im Club“ an – dazu bauen wir für eine Nacht eine Schlafwelt im Artheater auf, wo eine bestimmte Zahl von Leuten übernachten können. Oder wir funktionieren zum ersten Mal die örtliche Stadtsparkasse um. Da werden dann verschiedenste Rave-Acts spielen und so richtig losballern. Darauf bin ich sehr gespannt – zumindest in der Planung klingt das schon mal völlig absurd.

Das schwedisch Duo „Deki Alem“ spielt am 27. April im Clubbahnhof in Ehrenfeld. Los gehts um 21.45 Uhr.

Die c/o pop setzt also nicht nur auf Konzerthallen, sondern verzahnt sich bewusst ganz eng mit Ehrenfeld?

Richtig, das Festival findet nicht nur auf der eingezäunten grünen Rasenfläche statt, sondern wird  sozusagen einmal über ganz Ehrenfeld gekippt – was organisatorisch übrigens seine guten wie komplizierten Seiten hat. Wir versuchen auch immer wieder neue Locations zu finden, die wir noch nicht genutzt haben – oder bekannte Orte anders zu denken und einzusetzen. Ein Beispiel ist der Helios-Leuchtturm und das umliegende alte Industriegelände, das wir mittlerweile zum dritten Mal bespielen können. Obwohl der Turm für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich ist, können wir diesmal ein paar Führungen anbieten.

Wie hat sich das c/o pop Festival in den letzten 20 Jahren verändert? 

Die c/o pop hat sich extrem oft gehäutet, so ist z.B. das Datum vom August in den Juni bis in den April gerutscht. In Ehrenfeld sind wir auch erst seit fünf Jahren. Die Struktur entwickelt sich ständig weiter und mit dem nicht-musikalischen Experience-Teil ist inhaltlich nochmal ein ganz neuer Batzen hinzugekommen. Natürlich denken wir auch gesellschaftspolitisch und achten etwa auf ein gendermäßig halbwegs ausgeglichenes Line-Up.

Klappt das denn?

Es ist zwar eine Herausforderung für das Booking-Team, aber ja, das gelingt uns einigermaßen. Das schaffen wir natürlich auch, weil wir nicht Headliner-getrieben sind, sondern auf Newcomer:innen setzen. Die etablierten, älteren Stars sind nun mal meist männlich – mal abgesehen von Taylor Swift und co.

Was darf man sich denn unter dem Stichwort Experience so vorstellen?

Alles was jenseits der Konzerte stattfindet. Zum Beispiel eine Show von Drag Syndrome, einem fantastischen Drag-Kollektiv mit Down Syndrom aus England. Dann haben wir verschiedene live Podcasts, etwa mit Hotz & Houmsi. Auf einigen Events werden Musiker:innen andere Dinge machen als Musik, z.B. spielen wir mit den Hip Hop-Helden von Lugatti& 9ine „Schnaps oder Wahrheit“ auf der Bühne. Hinzu kommen Lesungen, Ausstellungen, verschiedenste Dance-Workshops und politische Talks. Das Black Sex Worker Collective aus Berlin kommt und macht, ich nenn’s jetzt mal: Performance. Und mit „Groove im Graben“ bieten wir zum ersten Mal Bagger-Fahrten an. Es war übrigens viel schwieriger als gedacht, die Bagger aufzutreiben, aber es lohnt sich hoffentlich – eigentlich hat ja jeder Bock auf Baggern.

Neben der Musik und dem schön verrückten Rahmenprogramm gibt es auch die Convention – warum eigentlich?

Die Convention ist B2B (Business to Business), also richtet sich an Personen aus der Musik- und Kreativ-Industrie. Da geht es viel um Austausch und ums Netzwerken. Auch die Konferenz für digitale Jugendkultur TINCON findet z.B. hier statt. Schwerpunkt der Convention sind dieses Jahr Podcasts, und das spiegelt sich etwa durch den Reflektor Podcast auch auf dem Festival – es gibt also verschiedene Überschneidungen und Brückenthemen. Da wir ein stark national geprägtes Newcomer:innen-Festival sind, können sich auch deren Booker:innen, Labels, Vertriebe und Manager:innen auf der Convention kennenlernen und vernetzen.

Wie viele der Künstler:innen kommen aus dem deutschsprachigen Raum bzw. Köln selbst?

Prinzipiell versuchen wir mindestens 85 Prozent aus Deutschland, Schweiz und Österreich zu buchen – der Rest kommt aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland. Und uns ist natürlich ganz wichtig, möglichst viele Acts aus NRW und Köln einzubinden – z.B. werden viele Künstler:innen von hier in meinem Lieblingsvenue in der Sparkasse auftreten. Oder nehmen wir die große Aftershow-Party am Samstag, da legen 24 Acts fast ausschließlich aus Köln auf.

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Worauf freust du dich dieses Jahr am meisten?  

Auf jeden Fall auf die Show von Drag Syndrome! Musikalisch ist meine heimliche Liebschaft Ikkimel aus Berlin, eine ziemlich extreme Rapperin. Ich sag’s mal so: ich wünschte, ich wäre mit Anfang 20 mehr Ikkimel gewesen.

Das c/o pop Festival findet vom 24. bis zum 28. April in Köln Ehrenfeld statt. Tickets (ab 29 Euro) gibts hier.

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