Frau steht vor einem Publikum auf einer Bühne
Der Science Slam bringt Wissenschaft auf die Bühne, wie hier im Gebäude 9 in Köln-Mühlheim. Foto: Pedro Torres

lit.COLOGNE and beyond – alternative Literatur Locations in Köln

Die alternative Slam-Szene Kölns erobert mit unterschiedlichen Konzepten die Kneipen- und Clubbühnen abseits etablierter Literatur-Epizentren.

Jedes Jahr im Frühling versammelt sich beim internationalen Literaturfestival „lit.COLOGNE“ das Who is Who der Literaturszene: Vom 1. bis 11. März 2023 kommen Autor*innen aus aller Welt nach Köln und präsentieren Literaturfans ein anspruchsvolles Programm. Aber auch jenseits des großen Festivals kann die Domstadt mit alternativen Literaturspots und einer spannenden Off-Szene aufwarten.

lit.COLOGNE präsentiert neues Format lit.pop

Zum ersten Mal bringt die lit.COLOGNE in diesem Jahr auch junge, innovative Stimmen zusammen. lit.pop nennt sich das neue Format, das acht Veranstaltungen zu den Themen Gender, Sex, Feminismus und Politik verspricht. Los geht’s am 4. März 2023 um 17 Uhr im Stadtgarten: Der Locationkomplex am Rande des gleichnamigen innerstädtischen Landschaftsparks wurde 1986 von der Initiative Kölner Jazz Haus e.V. ins Leben gerufen. Längst zählt der Stadtgarten mit Konzerthaus, Club Jaki, Café-Restaurant sowie Biergarten zu einem der wichtigsten Hot-Spots der Stadt für Jazz und Musik – und nun eben auch für Literatur.

Zum Auftakt werden bei einem szenischen Konzert Texte von der US-amerikanischen Schriftstellerin und Aktivistin Audre Lorde und des Literaturwissenschaftlers Klaus Theweleit gelesen. Parallel dazu stellt Kristina Lunz im Konzertsaal ihr Buch „Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch“ vor. Anschließend folgen weitere Panels und Performances zu Politik und Gendergerechtigkeit. Seinen Abschluss feiert das Mini-Festival unter dem Motto „Come as you are, but kinky is fine” bei der queeren Party Chin Chin.

Das ist aber nur ein Highlight der Literaturstadt Köln. Auch abseits von lit.COLOGNE und lit.pop gibt es hier einige literarische Entdeckungen zu machen. Hier kommen vier innovative Lesereihen aus Köln: 

Reim in Flammen

Seit vielen Jahren fest verwurzelt in der Slam-Szene Nordrhein Westfalens ist die Live Poetry-Party „Reim in Flammen“ – angelehnt an die bekannte Feuerwerksshow „Rhein in Flammen“. Das Format ist „Der charmanteste Poetry Slam in Köln“, was in der Tat mehr als ein Fünkchen Wahrheit enthält. Jeweils Ende des Monats treten hier Bühnenperformer*innen und Newcomer*innen auf. Es geht darum, innerhalb weniger Minuten Publikum und Jury von sich zu überzeugen. Mit dem 2010 eröffneten Club Bahnhof Ehrenfeld in den S-Bahnbögen unter der tatsächlichen Station hat die Reihe eine Location gefunden, in der ansonsten Comedy-Shows, Plattenflohmärkte oder Konzerte stattfinden. 

Reim in Flammen in Clubbahnhof Ehrenfeld, Bartholomäus-Schink-Straße 65/6, 50823 Köln

Slam ohne Grenzen

An Musik denkt auch, wer das Logo des Mühlheimer Club Limes sieht. Der weiße Stern auf schwarzem Hintergrund – und natürlich der Name selbst – sind eine Hommage an die Hamburger Band Slime, die in den 80er-Jahren maßgeblich den politischen Punk mit deutschen Lyrics geprägt hat. Wenn nicht gerade Punkrock aus den Boxen wummert, findet hier Mitte des Monats – stets an einem Dienstag – der „Slam ohne Grenzen“ statt. Fünf Euro Eintritt beinhaltet auch ein hochprozentiges Getränk. Jedoch machen die selbstverfassten Texte auch nüchtern enorm Spaß. Obwohl, oder vielleicht weil die Slam-Reihe weniger auf bekannte Namen, sondern vor allem auf Neuentdeckungen setzt.

Slam ohne Grenzen im Limes, Mühlheimer Freiheit 150, 51063 Köln

The Word is not Enough

Natürlich geht Slam auch anders: Autor Alexander Bach lädt jeden dritten Sonntag im Monat zu „The Word is not Enough“. Als Moderator verspricht er seit gut 15 Jahren den „elegantesten Poetry Slam“ der Stadt. Auch wenn Bach wie Pierce Brosnan als James Bond in „The World is not Enough” in Anzug mit gebügeltem Hemd und Fliege auf die Bühne tritt, erscheinen Slammer*innen und Publikum gänzlich ohne Dresscode. Denn eleganten Charme versprüht bereits die Location. Das Blue Shell in der Südstadt gilt seit der Eröffnung 1979 als echte Institution. Vor dem Hintergrund der in kühles, blaues Licht getauchten Bar vollzog sich in den letzten Jahren der Wandel von der Kultkneipe zum Club, der auch ein spannendes Spoken-Word-Programm bietet. 

The Word is not Enough im Blue ShellLuxemburger Straße 32, 50674 Köln

Science Slam

Aufnahme aus dem Publikum beim Science Slam. Menschen halten Zettel mit Zahlen in die Luft
Welcher Slammer hat überzeugt? Beim Science Slam ist das Publikum die Jury und kürt den Sieger des Abends. Foto: Pedro Torres

Slams beinhalten in der Regel skurrile Alltagsgeschichten. Aber auch Themenfelder wie Materialforschung oder Molekularbiologie eignen sich für eine packende Performance. Die Immunologin Lisa Budszinski vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin gewann Ende vergangenen Jahres mit ihrem unterhaltsamen Vortrag zu Darmbakterien die deutschen Science-Slam-Meisterschaften. Ende März öffnet der Science Slam wieder in Köln seine Pforten. Fünf junge Wissenschaftler:innen präsentieren Auszüge aus ihren Forschungsarbeiten. Das Ganze findet im Gebäude 9 an der Grenze von Deutz und Mühlheim statt. 

Science Slam im Gebäude 9, Deutz-Mülheimer Straße 117, 51063 Köln

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