Ohne Rhein kein Köln. Er ist die Grenze zwischen linksrheinischem Selbstbewusstsein und unterschätzter Schäl Sick, Verkehrsader für die Schifffahrt und Panorama für Romantiker*innen. Wir schauen auf die sieben innerstädtischen Brücken in Köln, die die Stadt zusammenhalten – vier davon in Adenauer-Grün, dem Patinaton, den sich der einstige Ober- Bürgermeister Konrad Adenauer gewünscht hatte.
1. Die Adenauertreue: Mülheimer Brücke
Trotz Streitigkeiten bekam die Mülheimer Brücke den Segen des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland gleich zwei Mal. Und auch farblich entspricht sie seinen Vorgaben: Adenauer-Grün, bzw. Kölner-Brückengrün heißt das patinagrüne Gedicht, das unter ausdrücklicher Anweisung des gebürtigen Rhöndorfers gemischt wurde und bei der Einweihung der Mülheimer Brücke 1929 Premiere feierte.
Ob die Farbe tatsächlich, wie vom alten Konrad gewünscht, an die Kupferfarbe kölscher Kirchen erinnert, sei mal dahingestellt. Fest steht allerdings, dass der Lack länger hält als die Erinnerung an andere Ideen, die der ehemalige Kölner Bürgermeister seinen Bürger*innen zuteil werden ließ – etwa seine 1916 patentierte Sojawurst (Kölner Wurst) sowie ein beleuchtetes Stopfei.
2. Die mit der Aussicht: Zoobrücke
Auf sechs Spuren geht es auf der Zoobrücke über den Rhein. Links und rechts davon gibt es einiges zu sehen: Zoo, Skulpturenpark, Thermalbad und einen Skatepark. So richtig verweilen kann man auf der verkehrsreichsten der Kölner Brücken nicht, dafür ist das 1966 eingeweihte Konstrukt die weltweit am weitesten gespannte Kastenträgerbrücke mit nur einem einzigen Hauptlager.
In den 1970er Jahren wurde es kurz mal sehr spannend, als zwei in der Fahrrinne des Rhein gefundene Öltanks in den Kastenträgern der Brücke zwischengelagert wurden. Beim Anbohren fand man heraus, dass es sich bei den vermeintlichen Tanks tatsächlich um scharfe britische Sprengbomben aus dem Zweiten Weltkrieg handelte. Passiert ist Gottseidank nichts. Heute kann man die Brücke ganz bequem per Seilbahn überqueren.
3. Die Lokalpatriotin: Hohenzollernbrücke
Ein kollektiver Seufzer geht durch das Zugabteil, wenn Kölner*innen über die Hohenzollernbrücke in den Bahnhof einrollen und endlich ihren Dom wiedersehen. Mit etwa 1220 Zugfahrten pro Tag ist die Bogenbrücke möglicherweise die meistbefahrene Zugbrücke Deutschlands, ganz sicher aber die mit dem schönsten Blick auf den Rhein.
Wer je mit Schrittgeschwindigkeit aus dem Ruhrgebiet kommend über die Gleise getuckert ist, kennt das Gefühl, wenn das Panorama der Kölner Altstadt immer näher kommt und man weiß: Noch ein paar Meter, dann ist man angekommen. Dabei ist die Brücke auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu überqueren, Kenner*innen steigen am Bahnhof Deutz aus und gönnen sich das Rheinpanorama auf dem Weg Richtung Dom, flankiert übrigens von ca. 450.000 Liebesschlössern, die an den Brückengeländern befestigt sind.
Schätzungen zufolge wiegt diese Symbole eisengewordener Liebe mit Rheinblick rund 40 Tonnen. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Diskussionen, ob das auf Dauer nicht zu schwer wird für das altehrwürdige Bauwerk von 1911, doch bislang gab es immer wieder Entwarnung: Ein ICE wiegt nämlich locker das zehnfache – und davon stürzt die Hohenzollernbrücke ja auch nicht ein.
4. Die Traditionelle: Deutzer Brücke
Die Deutzer Brücke ist die Nachfolgerin der einzigen römischen Brücke in Köln über den Rhein. Und in griechischer Tradition führt hier der Marathon entlang. In der Tat hat die Brücke schon ein paar architektonische Volten mitgemacht.
Ursprünglich als Holzbrücke um 310 von den Römern errichtet, wandelte sich das Bauwerk 1647 zu einer fliegenden Brücke, die die Ufer zwischen Innenstadt und Deutz mit einer Gierseilfähre verband. Zwischen 1822 und 1915 firmierte die Brücke dann als Pontonbrücke, die drei mal am Tag geöffnet wurde, um Schiffe passieren zu lassen. Zwischen 1913 und 1945 wiederum überspannte dann an gleicher Stelle eine Hängebrücke den Rhein, die allerdings im Februar 1945 am helllichten Tag zusammenbrach und zahlreiche Menschen in den Tod riss.
1948 entstand dann mit der ersten Stahlkastenträgerbrücke der Welt das Bauwerk in ihrer heutigen Form, die zwischen 1976 und 1980 noch einmal erweitert wurde.
Heute sind die beiden Betonhohlkörper unter der Brücke die Räume mit der längsten Nachhallzeit in ganz Köln: Monumentale, 130 Meter lange Echokammern. Mit der Reihe „Brückenmusik“ existiert seit 1995 eine der ältesten und profiliertesten Konzertreihen akustischer Klangkunst, die den Sound der Brücke hörbar – und die Hohlkörper für Besucher*innen begehbar machen.
5. Die Überragende: Severinsbrücke
Die Severinsbrücke ist die höchste der Brücken in Köln. Viel wichtiger aber: Von hier sind es nur ein paar Meter bis zum Schokobrunnen im Schokoladenmuseum.
Schick ist sie ja, wie sie da seit 1959 nach Entwürfen der Architekten Gerd Lohmer und Fritz Leonhardt so hängt. Bundeskanzler Konrad Adenauer kam zur Eröffnung des ersten Brückenneubaus in Köln nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Heute gilt die Severinsbrücke als die Schönste der sieben Brücken in Köln.
6. Die Stählerne: Südbrücke
Über die Stahlkonstruktion rollen nur Züge. Unterhalb der Brücke begegnet man neben Festivalbesucher*innen auch mal ein Schafherde. Das gute an der Südbrücke ist: Sie hat einen eigenen Club, zumindest einen, der genauso heißt und praktischerweise gleich neben ihr verortet ist.
Biergarten, Kunst und Container-Stage, Tanzen im warmen Sand am Ufer des Rheins, gediegen am 21. Juni 2024 zum Weinfestival. Da macht es gar nichts, dass sich Gäste nicht allzu oft nach Köln-Poll verirren. Wenn sie da sind, sind sie willkommen und wenn nicht, feiern Kölner*innen eben unter sich in der außergewöhnlichen Location.
7. Die Vieldiskutierte: Rodenkirchener Brücke
Perspektivisch soll die Rodenkirchener Brücke abgerissen werden. Doch einige stellen sich quer: Ein kölsches Streitthema. 4-spurig ist sie, 8-spurig soll sie werden, die 567 Meter lange Rheinbrücke Köln-Rodenkirchen. Dass der ursprünglich 1954 freigegebene Stahlkoloss dem heutigen Verkehrsaufkommen in Zukunft nicht mehr gewachsen ist, ist kein Geheimnis.
Aber die Diskussion über die Brücke verdeckt, dass Rodenkirchen für Gäste richtig viel zu bieten hat, denn der beschauliche Stadtteil erfreut sich als Wassersportzentrum am Rhein und als Ausflugsziel „Riviera am Rhein“ für flusssuchende Städter*innen großer Beliebtheit erfreut.
0 Kommentare zu “Die Brücken am Fluss”