Eine Gruppe junger Menschen feiert Karneval in Köln.
Du willst den Kölner Karneval feiern, aber fernab von Zülpi, Rosenmontagsumzug? Wir verraten dir, wohin du musst. Foto: Getty Images

Karneval in Köln: Alternativ, bunt & unerwartet

Dir steht nicht der Sinn nach traditionellem Karneval in der Altstadt? Hier sind die besten Underground-Tipps für ein Karnevalserlebnis abseits des Mainstreams.

An Karneval ist die ganze Stadt auf den Beinen! Nicht nur auf den offiziellen Sitzungen wird gefeiert – in jeder Kneipe ist was los.

Tipp: Starte im Belgischen Viertel! Hier verraten wir dir, wo du die jecksten Kneipen, Partys und alternativen Sitzungen findest.

Brauchtum, aber anders: Karneval abseits des Mainstreams

verkleidet Menschen von hinten werfen beim Kölner Karneval ihre Arme in die Luft
Beim Karneval in Köln wird nicht nur auf den offiziellen Sitzungen gefeiert, sondern in nahezu jeder Kneipe.
Foto: Festkomitee Kölner Karneval/Costa Belibasakis

Du willst Tradition, aber abseits der großen Umzüge? Dann ab in die Veedelskneipen! Vom Belgischen Viertel über Südstadt bis Ehrenfeld finden alternative Karnevalssitzungen statt. Politisch, oft spontan, oft legendär.

  • Grünfeld – die Kicker- und Schachkneipe sieht sich als „angesagteste Nicht-Szene-Kneipe“ im Belgischen Viertel. 
  • Zum Goldenen Schuss – Vintage-Charme meets Zirkuszelt. Fünf Tage Karneval mit Akrobatik und Kölsch.
  • Zum scheuen Reh – Café-Bar, die im Regelbetrieb Konzerte, Lesungen und andere Live-Acts und Performances beheimatet. An Rosenmontag schon ab 15 Uhr geöffnet.
  • Lotta – eine vom Kollektiv geführte Kneipe. Normalerweise bullern Punk und Ska aus den Boxen, an Karneval wird geschunkelt.
  • Stiefel – schummrige Eckkneipe im Kwartier Latäng mit studentischem Publikum, Kicker und Billard. 
  • Kölschbar – die Stammgäste kommen zum Kickern und Fernsehen auf großer Leinwand – vor allem, wenn Tatort, Fußball oder Karneval läuft.
  • Hemmer – Ehrenfelder Institution. Weiberfastnacht ist hier ab 10:30 Uhr was los. Dienstag Nubbelverbrennung vor der Tür.
  • Zappes – ja, es gibt auch feines Pils aus Köln: das Zappes serviert an gleichnamigem Ort. Woher der Name kommt? Im Brauhaus nennt man denjenigen, der zapft, den „Zappes“. 
  • Joode Lade – urige Kölsch-Kneipe mit Herz zwischen Belgischem Viertel und Kwartier Latäng. Hier dreht sich alles um Kölsch und den 1. FC.
  • Stereo Wonderland – in der kleinen Rock- und Indie-Kneipe finden regelmäßig Konzerte statt. Eng, laut, legendär. An Karneval natürlich besonders.
  • Der Schwarze Hase – Tanzbar mit guten Mixgetränken in Ehrenfeld. Musikalisch liegt der Schwerpunkt auf Electronic und HipHop. 
  • Em Schnörres – der kleine Bruder vom „Scheuen Reh“ und eine der angesagtesten Karnevalskneipen in der Südstadt. 

Karneval in Köln: Clubs und Partys

Eine junge Frau tanzt. Sie hat geschlossene Augen und Goldklitzer im Gesicht.
Karneval mit Hip-Hop- und Techno-Beats? Ja, das geht! Du musst nur wissen, wo. Foto: GettyImages

Techno- und House-Fans finden ihre Base in den versteckten Clubs der Stadt. Ob Kellergewölbe, Industriehallen oder Off-Locations – hier regiert der Bass.

Tanzende Menschenmenge auf einem Konzert, beleuchtet von Scheinwerfern, während ein DJ auf der Bühne performt.
An Weiberfastnacht geht es im Club Bahnhof Ehrenfeld mit Hits aus den 90er- und Nullerjahren los.
Foto: Club Bahnhof Ehrenfeld und Yuca
  • Bumann & Sohn – sechs Tage Party in Ehrenfeld. Weiberfastnacht geht hier um 11.11 Uhr los.
  • Club Bahnhof Ehrenfeld – an Weiberfastnacht startet hier die Party mit Trash-Pophits aus den 90er- und Nullerjahren. Im YUCA gibt’s Hip-Hop, RnB, Afrobeats, Dancehall & Reggaeton, in der Lounge Karaoke. Getanzt wird bis Sonntag. Unter anderem zu Livemusik von Miljö, Planschemalöör, Stadtrand, King Loui und Fiasko.
  • Odonien – nach anderthalb Monaten Winterpause erwacht das Odonien an Karneval zu neuem Leben. Die Party beginnt an Weiberfastnacht mit dem Treibstoff Klub Spökes um 15 Uhr und endet am Sonntag ab 16 Uhr mit BeatsxBassxCarnival im BeatsxBassxCologne
  • Die Bar Botanik im Wasserturm Hotel Cologne in der Innenstadt feiert mit „Jeckhouse Fever“, am 27. Februar von 16:00 bis 22:00 Uhr die Weiberfastnacht.

Alternative Sitzungen – der rebellische Karneval

Die Stunksitzung – „Mutter des alternativen Karnevals“

Stunk statt Prunk – so die Devise der Stunksitzung. Ihr in Kölscher Mundart vorgetragener Spott trifft Protagonist*innen aus Weltpolitik, Kirche und Lokalpolitik. Die „Mutter des alternativen Karnevals“ gründete sich 1983 aus einem Kölner Studentenkollektiv um den Kabarettisten und Autor Jürgen Becker. Die erste Sitzung fand in der Alten Mensa an der Universitätsstraße statt, heute bespielen die Stunker das E-Werk in Mülheim. Ihr Erfolg ist gigantisch: Die insgesamt etwa 65.000 Tickets sind immer ruckzuck ausverkauft. An einem Abend stürmen sie die Bühne bei der anderen Karnevalsalternative Fatal Banal.

E-Werk, Schanzenstr. 36, Gebäude 197, 51063 Köln. Hier geht’s zu den Terminen.

Mann mit weißer Lockenperücke und gelber Jacke lächelt auf einem Karnevalsfest im Freien.
Erst draußen am Karnevalsumzug teilnehmen und sich anschließend bei einer Sitzung schlapp lachen – kein Problem in Köln. Foto: Getty Images

Fatal Banal – die satirische Kultsitzung: frech, politisch, tuschfrei

Mit Sketchen auf einer Studentenhochzeit fing alles an. Als irgendwann alle Kommiliton*innen verheiratet waren, suchte die Truppe um Präsident Christoph Stubbe ein neues Forum – und fand den Karneval. Witzig, kölsch, frech, satirisch, politisch – und dabei absolut tuschfrei gibt sich das satirische Programm von Fatal Banal. Seit mittlerweile 32 Jahren ist die satirische Kultsitzung aus dem Kölner Karneval nicht mehr wegzudenken.

Abenteuer Halle Kalk, Premiere 1. Februar, 9 weitere Aufführungen jeweils Fr/Sa/So 19.30 Uhr

Fröhliche Frau mit rosa Maske tanzt auf einer Party, umgeben von Konfetti und feiernden Menschen.
Wer das Tanzbein schwingen will, darf die coolen Karneval-Partys in Köln nicht verpassen. Foto: Getty Images

Für Sportliche: Team Rhythmusgymnastik Karnevalsport

Seit mehr als 20 Jahren bringen sie das Karnevalsvolk ins Schwitzen: Das Team Rhythmusgymnastik besteht aus den DJs Powerfun und Bleibtreuboy. Aufgelegt wird alles, was tanzbar ist – HipHop muss sich da schon mal gegenüber Schlager behaupten, Soulklassiker schlägt Blaskapelle und Funk. Manchmal treten die beiden Entertainer im glitzernden Disco-Outfit auf oder, ihrem Namen entsprechend, in Sportklamotten. 

Am Karnevalssamstag, 1. März ab 12.11 Uhr am Köln-Bonn Airport, Kennedystraße, 51147 Köln

Karneval als Street-Performance? Kostüm-Contest auf der Venloer Straße

In Ehrenfeld wird Karneval zur Street-Performance. Die Venloer ist die inoffizielle Bühne für Kölns kreativste Verkleidungen. Von Cyberpunk bis Trash-TV-Ikone – alles geht. Ein Tipp: Wer’s drauf anlegt, kann sich mit einer genialen Verkleidung Freigetränke erspielen. Einfach die richtigen Leute kennenlernen!

Geisterzug – Karneval trifft Protest

Politisch und laut: Den ersten Geisterzug, wie wir ihn heute kennen, gab es 1991 anlässlich des Irak-Kriegs. Kamelle gibt es nicht. Aber Botschaften.

Die Verkleidung erinnert an Halloween: fahl geschminkte Gesichter, Krallen auf den Fingernägeln, weiße Gewänder. Musikalisch wird der Zug mit Getrommel unterlegt und kommt ohne Verstärker aus. Mitlaufen darf jeder, ohne Anmeldung. Das Motto wechselt jährlich, ebenso die Strecke.

Halte dich auf der Geisterzug-Website auf dem Laufenden.  

Die Schull- und Veedelszöch am Karnevalssonntag

Karnevalwagen beim Rosenmontagsumzug
Nicht verpassen! Die Schull- und Vädelszöch am Karnevalssonntag ist ein Highlight des Kölner Karnevals. Foto: Festkomitee Kölner Karneval/Costa Belibasakis

Viele Kölner*innen lieben die Schull- und Veedelszöch mindestens so sehr wie den Rosenmontagszug. Diese finden traditionell am Karnevalssonntag statt, mit rund 8.000 Beteiligten. Rund 30.000 Jeck*innen bewundern die schönen, meist selbstgeschneiderten Kostüme, feiern und applaudieren am Straßenrand.

Die Schull- und Veedelszöch setzen sich unter anderem aus Stammtischen, Sportvereinen und Musikgruppen zusammen. Eine Jury prämiert die kreativsten Gruppen, die am nächsten Tag beim Rosenmontagszug mitlaufen dürfen. 

Strecke: Die Zöch starten am Karnevalssonntag, 2. März, an der Severinstorburg und nehmen dann wie gewohnt bis auf eine kleine Abweichung den Weg des Rosenmontagszuges. Kurz hinter dem Kölner Hauptbahnhof an der Stolkgasse enden die Schull- und Veedelszöch.

Veilchendienstag durch Ehrenfeld

Alaaf! Das ist das wichtigste Wort beim Karneval in Köln und der Jubelruf der Jeck*innen. Hier gibt’s „Bützje“. Foto: Getty Images

Am Karnevalsdienstag ziehen viele witzige Züge durch die Veedel. Einer der buntesten ist der Ehrenfelder Veedelszoch, der sogar Publikum aus anderen Vierteln anreisen lässt. Gestartet wird um 13.45 Uhr am Lenauplatz – weiter geht‘s über die Subbelrather Straße, die Leyendeckerstraße, die Venloer Straße bis zur Fuchsstraße. Anschließend kannst du weiterfeiern, bis am späten Abend der Nubbel verbrannt wird – etwa bei Bumann & Sohn oder im Hemmer. 

Karneval in Köln: Wo der Nubbel brennt

Jedes Jahr, am Vorabend des Aschermittwochs, wird überall vor den Kneipen der Veedel der „Nubbel“ verbrannt. Diese Strohpuppe ist der Sündenbock für die begangenen Missetaten der letzten Tage. Tipp: Der Kabarettist und Stunksitzungs-Gründer Jürgen Becker trägt den Nubbel am Brauhaus Sion ab 18 Uhr zu Grabe.

Aschermittwoch – und nun?

Traditionell wird in Köln an Aschermittwoch gern Fisch gegessen. Wie wär’s mit Fish’n’Chips? Foto: AdobeStock

Erst einmal was essen. Ein gepflegtes Frühstück gibt es etwa im Café Sehnsucht in Ehrenfeld, mit ökologischen Zutaten und Brot und Brötchen aus dem eigenen Ofen. In der Pfanne landen nur Bio-Eier. Nimm Platz auf einem der Hochstühle am Schaufenster und lass bei der Aussicht auf die bunte Körnerstraße deine Seele baumeln. 

Aschermittwoch ist der Auftakt zum 40-tägigen Fasten. Traditionell wird in Köln an Aschermittwoch gern Fisch gegessen. Stehst du auf Frittiertes? Dann sind die Fish’n’Chips im Wirtshaus em Ringstößje eine Versuchung wert: krosser Bierteig an doppelt frittierten Pommes.

Karneval in Köln: Das musst du wissen!

Person mit gestreiften Socken trägt grüne und orangefarbene Holzschuhe auf einem konfettibedeckten Boden.
Bock auf Party? Klar! Hier kommen die wichtigsten Facts zum Karneval 2025 in Köln. Foto: Getty Images / Walter Bibikow

Wann startet die Party?

Der Kölner Straßenkarneval 2025 beginnt an Weiberfastnacht, dem 27. Februar. Fünf Tage lang Ausnahmezustand bis Veilchendienstag, den 4. März. Das Highlight? Rosenmontag, 3. März – wenn der bunteste und größte Karnevalszug Deutschlands durch die Stadt rollt.

Alaaf oder Helau?

Der Kölner Hochruf „Kölle Alaaf“ bedeutet so viel wie „All ab“ (All-av) und war im Mittelalter nicht nur in der Narrenzeit ein gebräuchlicher Trinkspruch. Sinngemäß lässt er sich als „Köln allein“ oder „Köln über alles“ übersetzen – eine der kürzesten und treffendsten Liebeserklärungen an die Domstadt.

Karneval, Fasching oder Fastnacht?

Vergiss Fasching und Fastnacht – in Köln heißt es Karneval oder, auf Kölsch, Fastelovend. Während man im Südwesten Deutschlands „Fastnacht“ sagt und Bayern „Fasching“ feiert, bleibt Köln sich treu: Karneval ist Kult!

Warum wird der Nubbel verbrannt?

Mit der Nubbelverbrennung am Veilchendienstag endet die bunte Zeit. Die Strohpuppe, der „Nubbel“, nimmt die Schuld für alle Sünden der Session auf sich – und wird feierlich verbrannt.

Was ist Bützen?

Überall gibt’s Bützje – also Küsschen! Meist auf die Wange, immer aus Freude, nie verpflichtend. Einfach ein Zeichen von Karnevalsfreundschaft. Fremde? Kein Problem – solange beide es wollen.

Und? Wo geht’s für dich hin? Lass es uns wissen! #AlternativeJecken

... liebt es, durch Museen, Galerien und Ausstellungen zu ziehen. Weil das alles sehr hungrig macht, belohnt sie sich gern mit einem Besuch beim Konditor. Sind Torten und Konsorten nicht völlig unterschätzte Kulturgüter?

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