Menschen gehen über die Venloer Straße in Köln, im Hintergrund sieht man das 4711-Gebäude
Liebenswert und wuselig: die Venloer Straße in Köln. Foto: Tabea Soergel

Köln Ehrenfeld: Wie Kreuzberg nur besser

Ehrenfeld und Neuehrenfeld – zwei Kölner Veedel, die eng verbunden, aber doch eigenständig sind. Hier treffen multikulturelles Miteinander, industrielle Geschichte und die Schaffenskraft junger Kreativer aufeinander. Daraus entstehen viele neue spannende Orte, die wir uns auf unserem Viertel-Spaziergang einmal genauer anschauen wollen.

Köln Ehrenfeld war mal ein Arbeiterviertel. Auf die Fabriken, in denen Papier, Farben oder Bleirohre hergestellt wurden, folgten irgendwann Clubs, Ateliers und andere Orte der (Alternativ-)Kultur – bis viele der alten Gebäude schließlich abgerissen und auf den Grundstücken Wohnhäuser errichtet wurden. Heute ist Ehrenfeld einer der multikulturellsten und beliebtesten Stadtteile Kölns. Und zum Glück noch immer ein kreativer: Neben zahllosen Cafés und Restaurants mit türkischer, italienischer oder vietnamesischer Küche, ungewöhnlichen Boutiquen und Geschäften gibt es hier nach wie vor Locations für Live-Musik und (Alternativ-)Kultur mit industriellem Charme: etwa den „Club Bahnhof Ehrenfeld“, der drei Bögen des S-Bahnhofs Ehrenfeld besetzt, die „Live Music Hall“ in einer ehemaligen Maschinenfabrik oder das „Bumann & Sohn“ in den Räumen einer ausgedienten Werkstatt.

Wo einst Fabriken standen, werden heute Açai-Bowls serviert

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Wir fangen auf der Venloer Straße an, einer der längsten Straßen Kölns und die Hauptschlagader von Köln Ehrenfeld. Hier sind rund um die Uhr sehr zielstrebig wirkende Menschen unterwegs. Zum Ankommen setzen wir uns in eines der Cafés mit Blick aufs Treiben. Die Auswahl ist groß, wir haben die Qual der Wahl: Gönnen wir uns einen Matcha Latte, ein Egg Sandwich oder eine vegane Açai Bowl im „Cafecafe“, das ein wenig an Coffeeshops in Brooklyn erinnert (Venloer Straße 206). Oder spazieren wir noch ein Stück die Venloer Straße hinauf, bevor wir die Oreo Pancakes, das sizilianische Pane Burrata und den „Fragole Amore“-Smoothie im farbenfroh-mediterranen Ambiente des „Café Caprista“ probieren (Venloer Straße 380). So oder so, beeilen müssen wir uns nicht: Frühstück wird hier wie dort den ganzen Tag serviert.

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Denkmalgeschützte Fassaden wechseln sich mit Street Art ab

Unterwegs können wir das denkmalgeschützte „4711“-Haus zwischen Venloer und Vogelsanger Straße mit seiner auffallenden gold- und türkisfarbenen Fassade bewundern, wo jahrzehntelang das berühmte Eau de Cologne produziert wurde (Venloer Straße 241-245). Bei allem, was die Venloer Straße zu bieten hat, müssen wir einen Abstecher in die Körnerstraße machen. Hier reihen sich unter wehenden Wimpelketten Cafés, kleine Galerien, Feinkostgeschäfte, eine Markthalle, Kaffeeröstereien und Läden mit Schmuck, Mode und Interior Design aneinander, so hübsch und abwechslungsreich, dass man sich beinahe in einer Filmkulisse wähnt.

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Dazu wird über die ganze Länge der Körnerstraße Streetart ausgestellt. Will man jedes Graffito und jedes interessante Schaufenster betrachten, ist man locker den halben Vormittag beschäftigt. Auch der Weg von der Körnerstraße einmal quer über die Venloer in die Geisselstraße lohnt sich: Dort kann man gegenüber der Kapelle St. Mariä entweder in den Secondhand-Boutiquen „Polyestershock“ bzw. „Vintage Bois“ durch ausgefallene Vintage-Klamotten für alle Geschlechter stöbern (Geisselstraße 14 bzw. 29) oder im feministischen Concept StoreLe Pop Lingerie“ durch Dessous, Bademode und Bücher (Geisselstraße 10).

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Kleine Handwerksbetriebe und kulinarische Vielfalt in Köln Ehrenfeld

Weiter geht es auf der Subbelrather Straße, einer Parallelstraße der Venloer. Hier beginnt Neuehrenfeld, das mit seiner Mischung aus kleinen Handwerksbetrieben, Geschäften, Restaurants und Kneipen, aus prunkvollen Gründerzeitbauten, schlichten Wohnhäusern im Stil des Neue Bauens und Nachkriegsbauten ähnlich vielseitig ist wie Köln Ehrenfeld. Schon wieder hungrig? Kein Problem, dann essen wir handgemachte Pierogi und Süßkartoffelpommes im „Wallczka“ und zur Feier des Tages noch ein Stück des ausgezeichneten Lemon-Chocolate-Cheesecake (Subbelrather Straße 295).

Gestärkt flanieren wir über den Lenauplatz, das Zentrum von Neuehrenfeld, auf dem die Anwohner*innen im Schatten alter Bäume auf Parkbänken sitzen, und sehen uns den Max-und-Moritz-Brunnen an, der hier seit 1960 steht. Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung in die Landmannstraße, wo man alles findet, was das Herz begehrt: Blumen, Tee, Bücher, Wein, Mode oder Beauty. Im Concept Store „Unter Freunden“ gibt es außerdem Design und Geschenkideen von internationalen Kleinlabels (Landmannstraße 6). Im „Moselstübchen“ direkt gegenüber (Landmannstraße 3) bekommt man kühles Kölsch und bodenständige Küche. Das Besondere: Fast jedes Gericht kann man in der veganen Variante bestellen, auch die Königsberger Klopse oder das Gulasch.

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Zurück in die Venloer – die vielleicht liebenswerteste Straße, nicht nur in Köln Ehrenfeld

Wir schlendern nach Köln Ehrenfeld zurück und sehen uns im „GrünBlauGrau Intérieur“ um. Das Sortiment ist so liebevoll kuratiert, dass man sich wie in einer Kunstausstellung fühlt (Venloer Straße 457). Danach müssen wir eine letzte Entscheidung treffen: Gehen wir ins „Karl Hermann’s“, das einzige Burger-Restaurant in Köln mit einer Auszeichnung von Gault Millau, und bestellen einen Burger mit hausgemachtem Sauerteig-Bun und ein Bier einer regionalen Mikrobrauerei (Venloer Straße 538)? Reihen wir uns lieber in die meterlange Schlange vorm Kult-Imbiss „Kebapland“ ein und bestellen eine türkische Spezialität vom Holzkohlegrill? Oder holen wir uns in einem der vielen Büdchen, also Kiosks, ein Weggetränk und lassen uns noch eine Weile über die Venloer Straße treiben, die auch am Abend so wuselig, bunt und liebenswert ist wie vielleicht keine zweite Straße in Köln?

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