Plattenläden in Köln: Die Stadt ist eine Scheibe

Während auf der ganzen Welt neue Presswerke eröffnen und die Schallplatte ein fulminantes Comeback erlebt, war der Plattenladen in Köln nie wirklich weg. Die Stadt lebt und
atmet Musik, egal ob Krautrock, Pop, Jazz oder elektronische Beats. Taktgeber für die Szene sind auch die Kölner Plattenhändler*innen, die mit den Klischees von verschrobenen Eigenbrötlern so gar nichts zu tun haben. Im Gegenteil: Wer in Köln auf analoge Shoppingtour geht, trifft auf Menschen, die Musik leidenschaftlich lieben – und gerne darüber sprechen.

Kontrapunkt Vinyl: Secondhand Organic Grooves

Mitten in Deutz ist Sebastian Koschmieder mit viel Leidenschaft dabei. Einen Großteil seiner Arbeits- zeit verbringt er damit, neue Vinylschätze zu bergen: „Das ist der abenteuerliche Teil meiner Arbeit“, sagt Koschmieder, der auf Secondhand-Vinyl setzt. Ein Geheimtipp ist Kontrapunkt für Vinylfans, die beruflich in der Stadt sind. Der Laden liegt nur zehn Minuten von der Messe entfernt. Aus der Innenstadt läuft man 15 Minuten.

Kontrapunkt Vinyl, Helenenwallstraße 2, 50679 Köln-Deutz

Kompakt Record Store: Elektronische Musik und HipHop

Am 1. März 1993 gründeten die Kölner Techno-Musiker Wolfgang Voigt, Jürgen Paape, Reinhard Voigt und Michael Mayer den Plattenladen Delirium, aus dem das legendäre Kölner Technolabel Kompakt hervorgehen sollte. Bis heute ist der Plattenladen in Köln ein Herzstück der mittlerweile 20-köpfigen Kompaktfamilie. Ein bisschen versteckt liegt er in der Werder Straße aber ein Besuch lohnt sich für Kenner ganz besonders, zumal Techno-Pionier Michael Mayer immer noch selbst hinterm Tresen steht, wenn er nicht gerade auf Tour ist. Natürlich gibt es neben dem Kompaktkatalog auch eine gut kuratierte Auswahl internationaler elektronischer Musik.

Kompakt Record Store, Werderstraße 15-19, 50672 Köln

Parallel Schallplatten: Rock, Pop, Jazz, Indie New Wave und Klassik

Die vielleicht größte Auswahl an Secondhand- und Neuware in Köln gibt es bei Parallel seit 2013 auf der Brabanter Straße. 120 Quadratmeter Verkaufsfläche und nochmal genau soviel Platz im Lager hat Christian Meier-Oehlke, der den Laden vor 22 Jahren nach dem Studium gemeinsam mit Thomas Rhein und Mark Sommer eröffnet hat. Bis heute arbeitet das Team zusammen. Das Angebot geht quer durch Genres und Musikgeschichte. Bei Secondhand-Vinyl achten sie akribisch darauf, den Zustand ganz genau anzugeben. Ob amerikanische Originalpressungen aus den 60ern, oder absolute Raritäten, die man anderswo oft lange suchen muss: Hier findet man sie zu angemessenen Preisen.

Parallel Schallplatten, Brabanter Straße 2–4, 50674 Köln

Groove Attack: HipHop, Soul und Jazz

Wenn Plattenläden Institutionen sein können, dann ist Groove Attack in Köln ganz sicher eine. Seit 30 Jahren versorgt der Laden im Belgischen Viertel Musikfans mit Vinyl. Zu Zeiten des legendären Popkulturmagazins SPEX gingen die Redakteurinnen hier ein uns aus, ihr Büro war um die Ecke. Geschmackssicher kuratiert ist das Angebot bis heute: HipHop, Jazz, Soul und Raritäten, etwa japanische und türkische Platten. Außerdem gibt es eine gute Auswahl an Kölner Labels und Künstlerinnen in kleinen Aufagen.

Groove Attack, Maastrichter Straße 49, 50672 Köln

Underdog Recordstore: Punk, Metal und Indie

Seit 25 Jahren ist das die erste Anlaufstelle für Punk, Metal und Indie. Besitzer Lars Hoffmann ist als Konzertveranstalter und Labelbetreiber in Köln genauso bekannt wie sein Laden: Jimmy Eat World, International Noise Conspiracy und At the Drive – er hat sie für Gigs nach Köln geholt. „Ich verkaufe hier nur Musik, mit der ich mich auch identifizieren kann“, sagt er. Und als guter Genrepfleger hat er den kompletten Backkatalog der meisten Bands in seinem Plattenladen in Köln.

Underdog Recordstore, Ritterstraße 52, 50668 Köln