Noch nie auf einem Schrottplatz die Nacht durchgetanzt? Der Wohnung fehlen noch ein paar Designklassiker? Und dem Instagram-Feed Fotos wirklich ungewöhnlicher Orte? Dann hier weiterlesen!
Club und Kulturort Schrotty: Auf dem Schrottplatz durch die Nacht tanzen
Eine Stadt, die Konzerte im Abwasserkanal organisiert (mehr dazu lest ihr weiter unten), feiert auch Partys auf dem Schrottplatz. Im „Schrotty“ entsteht am Wochenende zwischen vor sich hin rostenden Kleinwagen und einst sicher prächtigen Familienkutschen zu elektronischer Musik eine gefragte Tanzfläche. Wem es draußen zu frisch wird, der wechselt in die Halle nebenan auf einen der drei Dancefloors.
Unter der Woche werden auf dem Areal übrigens weiterhin Autos auseinandergenommen, die schon lange nicht mehr durch den TÜV kommen. Außer für Partys kann der Schrottplatz inklusive Halle auch für private Events, Seminare, Workshops oder Firmenfeiern gemietet werden.
Schrotty, Vogelsanger Str. 406, 50827 Köln
Weiterlesen: Clubs in Köln: Partynächte für die Ewigkeit
Ode & Dyck: Vintage Design in historischer Industriekulisse
Gullideckel können ja zuweilen auch echte Designstücke sein. Was heute in den altehrwürdigen Hallen der ehemaligen Kölner Gullideckel-Gießerei steht, ist es allemal. Die große Fabrikhalle aus grauen Klinkern war einst Unternehmensstandort der Gebrüder Odenthal. Heute öffnet das Möbelgeschäft Ode & Dyck dort jeden Samstag die Fabriktore, um Klassiker des Midcentury-Designs und Industrial-Designs zum Verkauf anzubieten.
Die Schmuckstücke stammen aus Wohnungsauflösungen, Nachlässen oder privaten Sammlungen. Eine kirschrote 60er-Jahre-Couch, ein Sessel im Bauhausstil, ein Kai-Kristiansen-Regal oder ein Warren Platner-Tisch – wer sein Zuhause gern um solch exquisite Designstücke bereichert, ist hier am richtigen Ort. Und kann auch gleich noch ein Stück Kölner Industriegeschichte besichtigen.
Hospeltstr. 29-35, 50825 Köln, Samstag 11-17 Uhr
Weiterlesen: Köln liebt Vintage: Die 6 besten Secondhand-Läden
Das Offenbach und der CARLsGARTEN: Grüne Oase, Kultur und Kulinarik
Das Carlswerk-Gelände in Köln-Mülheim ist ein spannendes Beispiel für die gelungene Umnutzung ehemaliger Industrieflächen. Wo einst Kabel produziert wurden, finden Besucher*innen heute ein kreatives Quartier mit Büros, Ateliers, Gastronomie und Kulturangeboten.
Ein Highlight ist der CARLsGARTEN, ein urbaner Gemeinschaftsgarten, der auf rund 3.000 Quadratmetern eine grüne Oase inmitten der Stadt bietet. Hier wachsen verschiedenste Gemüsesorten, Kräuter und Wildpflanzen, die gemeinsam von Anwohner*innen und Interessierten gepflegt werden. Der Garten dient nicht nur der Erholung, sondern auch als Veranstaltungsort für Workshops, kulturelle Events und Umweltbildung. Die Kombination aus industriellem Charme und urbanem Grün macht das Areal einzigartig und lädt dazu ein, die vielfältigen Angebote zu entdecken und aktiv mitzugestalten. Zahlreiche Sitzmöglichkeiten und Tische aus Paletten sowie die stilvollen Liegeflächen des renommierten Designer-Duos Enzi laden zum Entspannen und Verweilen ein.
Wer Hunger und Durst bekommt, kehrt am besten im Offenbach am CARLsGARTEN ein. Das charmante Restaurant ist für seine kreative Küche und gemütliche Atmosphäre bekannt. Mit saisonalen Gerichten, regionalen Zutaten und einem besonderen Fokus auf Qualität bietet es ein tolles kulinarisches Erlebnis. Nach Feierabend trifft sich hier auch gern das Ensemble des Schauspiels hier auf ein Getränk oder zwei.
Bayenthaler Pumpwerk Köln: Foto-Spot in der Dämmerung
Tagsüber ein dunkler Klotz offenbart das Pumpwerk mit Einbruch der Dunkelheit seine ganze Pracht. Die Metallhaut ist mit tausenden von Lämpchen überzogen, die in wechselnden Farben nach einem bestimmten Schema zu leuchten beginnen – je nachdem, wie hoch der Pegel des Rheins gerade steht: Rot, Blau, Gelb, Grün.
So stimmungsvoll das bunte Lichtspiel auch erscheint, hat die darunter befindliche Anlage auch einen ganz praktischen Nutzen für die Kölner*innen: Sie schützt die Stadt vor Hochwasser. Erbaut wurden die insgesamt 35 Pumpwerke der Stadt nach den Hochwassern von 1993 und 1995, die mehr als eine halbe Milliarde Euro an Schäden verursachten. Steigt das Wasser nun über einen bestimmten Pegel, verhindern die Pumpwerke einen Rückstau im Kölner Kanalnetz.
Pumpwerk Köln, Oberländer Werft, 50968 Köln
Fort Deckstein und Felsengarten: Festung aus preußischer Zeit inmitten jahrhundertealter Bäume
Als Teil Preußens war Köln nicht nur von Freunden umgeben. So war Anfang des 19. Jahrhunderts klar: Ein Festungsring muss her. Dazu gehörten auch Befestigungsanlagen, die sogenannten Forts. Unter anderem das Fort VI, auch Fort Deckstein genannt, lässt sich noch heute besichtigen.
Es wurde immer wieder restauriert, zeitweise dienten Teile des Gebäudes als Proberäume für Bands, andere als Ateliers für Künstler*innen. Heute ist in den alten Mauern unter anderem ein Ruderverein ansässig. Rundherum befindet sich ein charmanter Park mit teils jahrhundertealten Bäumen: der Felsengarten. In der Mitte liegt der Decksteiner Weiher, ein Wander-Highlight der Region. Wen dabei Hunger oder Durst zu plagen beginnen, der zieht kurzerhand weiter in die Gaststätte Haus am See.
An der Decksteiner Mühle, 50935 Köln
Atombunker Köln-Kalk: Wie man sich im Kalten Krieg fürs Überleben rüstete
Der Zivilschutzbunker Kalk gehört zweifelsohne auch zu den außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten in Köln. Im Kalten Krieg gehörte die Angst vor der Atombombe zum Alltag der Menschen. Man bereitete sich mit Tipps und Übungen auf den Ernstfall vor. Und baute Schutzräume wie den Zivilschutzbunker unter der U-Bahnstation Kalk-Post. Darin hätten immerhin 2366 Stadtbewohner*innen Unterschlupf finden können, hätten die Russen den roten Knopf gedrückt.
Die Menschen hätten im Bunker unter einer 1,40 Meter dicken Betonschicht 14 Tage lang Essen, Schlafen, Genesen und sogar operiert werden können. Das hätte zumindest dann funktioniert, wenn der Atomschlag zwei Wochen im Voraus angekündigt worden wäre, denn zum Betrieb der technischen Anlagen im Gebäude hätte erst eine Bedienmannschaft anreisen müssen. Wie die Menschen nach ihrer vorläufigen Rettung in einer nuklear verseuchten Umwelt außerhalb des Bunkers hätten überleben sollen, dafür gab es keine genauen Pläne.
Seit 2005 ist der Bunker außer Dienst. Er kann mit Anmeldung an jedem ersten Sonntag im Monat besichtigt werden, allerdings ist die Warteliste ziemlich lang. Wer nicht warten möchte, kann stattdessen den 3D-Rundgang machen, den das Produktionsstudio domstadt.tv erstellt hat.
In der U-Bahn-Station KALK-POST, Robertstraße 2, 51105 Köln
Hier geht`s zur Anmeldung zur Führung in den Atombunker Köln-Kalk
Willi Ostermann-Brunnen: Versteckter Ort inmitten der Altstadt
Der Willi Ostermann-Brunnen in Köln ist eine charmante Hommage an den legendären kölschen Liedermacher und eine echte Empfehlung für einen kurzen Abstecher. Zentral am Ostermannplatz in der Altstadt gelegen, versprüht der Brunnen mit seiner verspielten Gestaltung und den Figuren aus Ostermanns Liedern pure rheinische Lebensfreude. Besonders für Fans kölscher Kultur ist dieser Ort ein Muss – hier kann man in die musikalische Geschichte der Stadt eintauchen und gleichzeitig das gemütliche Flair der umliegenden Gassen genießen.
Rosengarten auf dem Dach von Fort X: Versteckte Blütenpracht
Obwohl es im Zweiten Weltkrieg zwei Bombentreffer kassierte, ist das denkmalgeschützte Fort X heute noch gut erhalten. Zur Anlage gehören ein Kernwerk, eine Umwallung mit Kasematten, Graben mit Eskarpen- und Kontereskarpe-Mauern sowie eine Minengalerie.
Wovon viele hingegen nichts wissen, ist der versteckte Rosengarten auf dem Dach der Anlage. Den geheimen Garten auf dem Dach des Fort X muss man kennen. Sonst entgeht einem der schönste Teil dieser alten Befestigungsanlage. Auf einer Fläche von 98 Hektar stehen dort etwa 2000 Rosen aus mehr als 70 verschiedenen Sorten – ab dem Frühjahr blüht eine prachtvoller als die andere. Der versteckte Garten kam sogar schon in Literatur und Fernsehen vor: etwa in Heinrich Bölls Gruppenbild mit Dame oder Mike Schwarz’ Köln-Krimi Fort X – Mord im Rosengarten.
Neusser Wall 33, 50670 Köln, geöffnet ab Mai
Das Minnesota von Köln-Zollstock: Wohnen außerhalb der Konventionen
Zwischen dem Kölner Südfriedhof und dem Tennisclub Buchholz steht eine Siedlung, die in Köln ihresgleichen sucht. Vor bunten Bauwagen weiden Schafe, zwischen verwilderten Gärten laufen Pferde (frei) herum, überwucherte Wege verleihen dem Ort eine verwunschene Aura.
Einst aus der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden wurde das Areal in den 70er Jahren Anziehungspunkt für Künstler*innen, Hippies und Aussteiger*innen. Viele davon leben heute noch hier – in der sogenannten Minnesota oder „Indianersiedlung“ Zollstock. Aber auch Familien und Student*innen profitieren vom günstigen Wohnen in netter Gemeinschaft. Einige haben kleine Holzhüttenreihen oder Schrebergärten errichtet, Unkonventionalität trifft hier auf Ordnungsliebe. Einen Besuch ist die Siedlung allemal wert, auch weil die Umgebung mit dem Kalscheuer Weiher so hübsch ist.
Der Name „Indianersiedlung“ geht übrigens auf den Journalisten und Buchautor Hans Conrad Zander zurück, der in der Siedlung lebte. Er benannte die Siedlung in Zollstock nach einem Indianerreservat, das er in Nordamerika besuchte.
Kalscheurer Weg, Weg T, 50969 Köln
Kronleuchtersaal im Abwasserkanal: Besuchen, was schon Kaiser Wilhelm feierte
Abwassersysteme gehören zu den neueren Erfindungen der Menschheit. So verfügen die Alt- und Neustadt von Köln erst seit Ende des 19. Jahrhunderts über einen Anschluss an die Kanalisation. Auf die komplexe Ingenieursleistung soll selbst Kaiser Wilhelm II. richtig stolz gewesen sein soll. Der Monarch kam zur Eröffnung eines unterirdischen Saals, der verschiedene Kanäle zusammenführte, wofür der Raum mit zwei Kronleuchtern voller Kerzen geschmückt wurde.
Ende der 1980er wurde ein verrotteter Ursprungsleuchter originalgetreu ersetzt. Er sorgt noch heute für ein feierliches Ambiente. So feierlich, dass die Stadtentwässerungsbetriebe bis 2019 sogar Konzerte in dem Saal anboten. Ob das Geruchserlebnis durch den unmittelbar benachbarten Abwasserkanal dem Hörgenuss dabei im Weg stand, ist nicht überliefert. Heute jedenfalls finden keine Konzerte mehr dort statt, dafür kann man sich den denkmalgeschützten Kronleuchtersaal bei unterirdischen Führungen ansehen – vielleicht bringt man sich dafür eine Nasenklammer mit.
Theodor-Heuss-Ring 32, 50668 Köln
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