Selbst wenn man noch nie in Köln war, hat man ein Bild vom Dom vor Augen. Doch kaum jemand dürfte das Kölner Wahrzeichen je so intensiv kennengelernt haben wie Bestseller-Autor Frank Schätzing: Für sein Debüt „Tod und Teufel“ ließ er sich von Dombaumeister Arnold Wolf bis in die entlegensten Winkel des heiligen Bauwerks führen. „Der Dom ist ein eigenes Universum“, sagt Schätzing seitdem. Ein Universum und zugleich Zentrum eines langen Machtkampfes zwischen Kölner Patriziern und Kölner Erzbischof. Um die historischen Anfänge dieses Machtkampfs ging es dann auch in seinem mittelalterlichen Roman über den Dombaumeister Jacop.
Was Köln ausmacht: Offenheit, Zugewandtheit, Warmherzigkeit
Es folgten drei weitere Krimis vor Kölner Kulisse. Erst Schätzings 2004 erschienener Bestseller „Der Schwarm“ suchte sich seine Schauplätze erstmals auch an anderen Orten der Welt. Der gebürtige Kölner hat dafür eine einfache Erklärung: „Man spart Zeit beim Schreiben, wenn man den Schauplatz kennt.“ Und das tut er wie kaum ein anderer: Nach einem Studium der Kommunikationswissenschaft an der Westdeutschen Akademie für Kommunikation war Schätzing lange in der Kölner Werbebranche und in den internationalen Agenturen der Stadt beschäftigt – ein alter Hase der Medienbranche in einer Medienmetropole könnte man wohl sagen.
Wenngleich sein Verhältnis zur Stadt kein schwärmerisches ist, hat es den Autor doch nie weggetrieben aus seiner Heimat. Dafür fallen ihm gleich eine ganze Reihe an Gründen ein: „Offenheit, Zugewandtheit, Warmherzigkeit, darin sind wir ungeschlagen“, sagt er. Manchmal allerdings könnte sich die Stadt Schätzings Ansicht nach visionärer geben: „Ich liebe Köln für das, was es sein könnte, und es könnte ein kleines New York sein“, führt Schätzung seine Gedanken aus.
Frank Schätzing joggt gerne mit Blick auf die Kölner Skyline
Dabei habe seine Heimatstadt auch über die Kulturszene hinaus viel Schönheit zu bieten: „Ich liebe den Rhein. Und meine Südstadt. In der Abenddämmerung die Poller Wiesen entlang zu joggen, wenn die Lastkähne schwarz auf Silber dahingleiten, mit Blick auf die Skyline, das ist schon erhebend.“ Tagsüber sah man Frank Schätzing jahrelang beim Schreiben in Kölner Cafés, sein Favorit war das Frau Mahér in der Südstadt, das damals noch Wippn’bk hieß. Heute zieht er sich für die Arbeit lieber in sein Büro zurück. „Das ist für mich ein Abenteuerspielplatz, wo sich die Kreativität in jede Richtung entfalten kann.“
Dort ist unter dem Titel „Helden“ bereits der zweite Teil seiner Jacop-Trilogie entstanden. Viele der darin beschriebenen Szenen spielen im historischen England. Ein Großteil der Recherche für seine Romane bestehe aus „Lesen, Lesen, Lesen“, sagt Schätzing. Doch eine Szene in „Helden“ spielt im uralten Eichenwald von Windsor. Und da folgte aufs Lesen dann das Reisen, denn – „man muss dort gewesen sein, um die Magie zu spüren.“
Frank Schätzing engagiert sich gegen rechte Gewalt
Was Frank Schätzing selbst unter Heldenhaftigkeit versteht? Für ihn beginnt sie im Kleinen, im Alltäglichen: „Dazu gehören Toleranz, Zivilcourage, Weltoffenheit. Nach vorne denken und aktiv die Zukunft mitgestalten, statt mit Populisten den Mond anzuheulen und alles haben zu wollen wie früher.“
Damit jene Populisten keine Überhand gewinnen, engagiert sich der Autor schon seit einigen Jahren für die Kölner Kampagne „Arsch huh, Zäng ussenander“ gegen rechte Gewalt. Auch wenn kulturelle Initiativen gewaltbereite Rechte wohl nicht stoppen könnten, glaubt er, dass sie Menschen dazu bringen können, „sich diesen Typen in den Weg zu stellen“: „Das ist die Macht der Kunst, und wenn sie bei einem Einzigen was bewirkt, hat es sich schon gelohnt.“
Nach Helden wird es einen dritten und letzten Teil der Jacop-Trilogie geben, kündigt Frank Schätzing schon einmal an: „Irgendwann in den nächsten drei Jahren, wenn alles gut geht.“ Es sollen auch wieder Szenen in Köln spielen. Na, wo denn auch sonst.
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